Freitag, 20. April 2018

Warum die Frage bei einem Gnadenhof nichts mit Pferd abschieben zu tun hat

Ein wenig Logik für die Betreiber so einer Einrichtung

 Auch unsere Prima, hier rechts im Jahr 2004 oder 2005 zusammen mit Reno bei der Round-Pen-Arbeit, war immer das, was man ein sogenanntes Gnadenbrotpferd nennt. Sie kam als nicht reitbares reines Beistellpferd zu mir, um Reno Gesellschaft zu leisten, falls uns damals die schwer kranke Chiwa, die nach einem Hufreheschub im Jahr davor sehr unter Hufgeschwüren litt, gestorben wäre.

Für dieses nicht reibare Beistellpferd haben wir 2.500 Euro bezahlt, nur mal so.

 Für mich war reiten nie so wichtig wie der Umgang mit den Pferden an sich. Das war schon immer so, auch als meine Kinder noch alle zu Hause lebten und wir uns gemeinsam um die Pferde hinter unserem Haus oder später in mehreren Pensionsställen oder auf einer Pachtweide gekümmert haben.

Dennoch war auch reiten schon ab und zu ein wirklich erhebendes Gefühl für mich, wenn ich unter Aufsicht meiner Töchter vorsichtig auf dem Pferderücken unterwegs war. Das muss ich zugeben.

 Ich kann mich auch gut reindenken, wenn mein heute 2. Mann davon schwärmt, wie er als junger Mann auf dem Pferd seiner damaligen Freundin auf der Insel Langeoog im gestreckten Galopp am Strand entlang geritten ist. Das muss herrlich gewesen sein, auch wenn ich dazu zu unsportlich wäre.
Chiwa wie rechts Kunstücke beizubringen war übrigens auch toll .. unser Pony ist ja so gelehrig und die Intelligenteste von allen Pferden, die jemals bei mir waren.

 Später war Chiwa ja häufig sehr krank und sozusagen dann, obwohl das nicht immer so war, auch ein Gnadenbrotpferd.

Ja, auch bei mir durften unsere Gnadenbrotpferde in erster Linie Pferd sein, und das war bei mir und Jürgen in den vergangenen über 10 Jahren gemeinsamer Pferdehaltung von ausschließlich Gnadenbrotpferden, die wir nicht über Spenden finanziert haben, ganz genauso.

 Dass wir zuletzt Chiwa und Prima unter wirklich dramatischen Umständen auf einem Gnadenhof untergebracht haben, war alles, aber nicht von uns geplant, um unsere beiden Pferde abzuschieben.
Wenn wir sie einfach nur hätten loswerden wollen, wäre uns das viel billiger gekommen, denn diese Möglichkeit war unter viel Druck sogar angedroht .. den Gnadenhof zu suchen, war etwas, was uns viel Engagement und auch viel Geld gekostet hat.

 Eine vollkommen andere Variante wäre für uns auch gewesen, uns mit einer einstweiligen Verfügung gegen alles zu wehren, was uns da passiert ist.
Bevor wir unsere Pferde in vollkommen fremde Hände gegeben hätten ohne zu wissen, wo sie bleiben, hätten wir das in jedem Fall probiert.

Aber dann fanden wir diesen Gnadenhof, der uns versprach, wir dürfen Paten werden und Kontakt behalten und hatten Vertrauen. Das war leider ein Trugschluss.

 Nur weil es uns wirklich nicht aufgefallen ist, dass Chiwa und Prima in den vergangenen 2 Jahren wohl recht schlechte Zähne bekommen haben müssen .. die definitiv im Sommer 2016 noch in Ordnung waren ... werden wir nun als schlechte Menschen beschimpft, die seit 25 Jahren alle unsere Pferde tierquälerisch schlecht gehalten haben sollen .. wir waren entsetzt, als wir das alles fanden.

 Wir waren fast genauso entsetzt wie über die Reaktion jenes angeblichen Hilfsangebots eines anderen Pferdeschutzvereins, der nach dem Tod von unserem Wallach Thunder (oben im Bild) einen regelrechten Facebook-Mob auf uns und genauso auf das für uns zuständige Vet-Amt hetzte.
Tierschutz haben wir uns anders vorgestellt und hatten bei unserem Anruf dort nur gehofft, man würde uns vielleicht ein wenig bei den hohen Tierarztkosten für so alte Pferde helfen ... aber weit gefehlt ... so sah diese "Hilfe" leider nicht aus.

 Ein wenig tröstet uns, dass offensichtlich auf dem Gnadenhof, wo jetzt auch Chiwa und Prima als umgetauft nun Shiva und Karina zu Hause sind, noch mehr alte Pferde leben, deren Vorbesitzer, wenn man sich die Posts durchliest, offensichtlich alle genauso wie wir als welche bezeichnet werden, die schlecht mit ihren Pferden umgegangen sein sollen und sie nur haben abschieben wollen.

 Und nun möchte ich mal an das logische Denkvermögen dieser Gnadenhof-Betreiber appellieren.
Wenn ich ein altes Pferd abschieben oder loswerden möchte, kann ich es erstens selbst alt auch heute noch für recht gutes Geld als Beisteller im Internet verkaufen.
Für den wirklich in unseren Augen schwerkranken Thunder hat unsere Vorbesitzerin viel Geld ausgegeben und auch wir immer noch 500 Euro, obwohl nicht reitbar. Sie noch mehr als wir, was wir von ihr wissen.

 Auch ein Pferdehändler würde jemand, der ein altes Pferd nur loswerden oder abschieben will, noch Geld für das Tier geben. Vielleicht nicht viel, aber es würde umsonst abgeholt und sicherlich auch bezahlt.

Und dann wäre da noch der Schlachter, so traurig das auch ist, der natürlich auch bezahlen würde.

Normalerweise bezahlt ein Gnadenhof nichts für ein Pferd. Man kann es dort abliefern und zahlt die Transportkosten selbst. Es wird schon in gewisser Weise erwartet, dass man dann als Pate hilft, die Kosten dieses Gnadenhofes ein wenig aufzufangen.

Dafür wiederum hat man die Zusagen, das Pferd kann dort bleiben, bis es stirbt.

Und genau deshalb suchen Menschen, die ihre Pferde lieben, so einen Gnadenhof aus.

Es ist nicht einfach, überhaupt einen Platz auf einem Gnadenhof für Pferde zu finden. Die meisten Gnadenhöfe sind nämlich belegt und haben gar keinen Platz mehr.

Wer bitteschön nimmt das alles auf sich, wenn er sein Pferd nicht liebt und gern den Kontakt zu dem Tier behalten möchte, auch wenn es nach wie vor was kostet?

Jemand, der sein Pferd nur loswerden oder abschieben will, ganz sicher nicht.

Dass Menschen, die dann hinterher lesen müssen, sie wären böse und verantwortungslos und hätten ihre Pferde nur gequält und im Alter dann abschieben wollen, darüber sehr wütend werden, ist wirklich gut nachzuvollziehen. Auch dass sie möglicherweise dann entscheiden, nicht mehr Paten sein zu wollen, obwohl sie das vorher vorhatten, auch hatten auf dem Hof helfen wollen, wenn sie zu Besuch da gewesen wären, was ihnen dann ja verwehrt wird.

Wir werden nicht so reagieren. Wir können uns denken, dass es schwierig ist, einen Gnadenhof mit vielen alten Tieren zu finanzieren.

Aber vielleicht sollten die Betreiber so eines Gnadenhofes auch mal ihr logisches Denkvermögen aktivieren und sich überlegen, dass jeder, der bei ihnen sein altes Pferd untergebracht hat, das sicher tat, weil er dieses Pferd geliebt hat und nur in einer aktuellen Notlage keine andere Wahl mehr hatte, als es dort unterzubringen.

Wer soviel von Liebe redet, der beweist nicht, dass er wirklich auf der alten Hippie-Welle "Make Love, not War" schwimmt, wenn er gegenüber den vermutlich damals verzweifelten Pferdehaltern nur Hass predigt.

Und was ist schlimm daran, ein junges Pferd zu reiten, zu fahren oder andere Dinge mit diesem Tier zu tun, die man nunmal mit Pferden tut oder auch mit Stuten mal das eine oder andere Fohlen zu züchten (ohne Fohlen gäbe es keine Pferde mehr auf dieser Welt)?

Dass Pferde im Alter die unterschiedlichsten Wehwehchen bekommen, ist normal.

Und wer sich von vornherein dafür entscheidet, einen Gnadenhof für alte und kranke Pferde aufzumachen, dem sollte doch klar sein, dass er eben alte und kranke Pferde dort aufnimmt.

Oder nicht?

LG
Renate

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