Sonntag, 24. Mai 2015

Rangordnung und Sozialverhalten bei Wildpferden

Was macht der Leithengst, was macht die Leitstute und wie läuft das in Junggesellenherden?


Ich möchte mal bissel was darüber suchen, auch wenn ich aus dem Gedächtnis und früher gelesenen Büchern heraus der Ansicht bin, in einer Pferdeherde ist die Leitstute das ranghöchste Pferd und führt die Herde, während der Leithengst die Herde beschützt und andere zu erwachsen gewordene Männchen entweder weg jagt oder aber irgendwann von einem abgelöst wird.

Aber ich kann mich ja auch irren und will das mal überprüfen. Deshalb suche ich mal nach Links.

Link 1 ist was über eine Herde Przewalski-Pferde, wo ein junger Hengst in eine Junggesellenherde übergesiedelt wird, weil es mit dem Leithengst nicht mehr geht .. über das Zusammenspiel der Stuten geht es dabei jetzt in diesem Link nicht.


Der nächste Link ist einer von der FN. Da steht eindeutig drin,dass die Leitstute die Herde führt und wie ich schon sagte, der Leithengst die Herde verteidigt. Jungtiere bleiben bis ca. 3 Jahre in der Herde. Es gibt aber auch große Herden, wo mehrere Gruppen zusammen leben, um so sicherer zu sein. Normalerweise sind Pferdeherden mit einer Leitstute und einem Leithengst nicht größer als ca. 20 Tiere, wird da gesagt.


Auch der nächste Link beschreibt, dass der Leithengst zwar andere Hengste vertreibt,aber sonst eher dafür da ist, die Herde zusammenzuhalten und vor Freßfeinden zu schützen, während die Leitstute als ein erfahrenes Tier das Signal zur Flucht gibt, aber auch entscheidet, wo die Herde Futter und Wasser findet, die Herde also auf ihrer Wanderung führt.

Im dritten Teil dieses nächsten Links sind einige Aspekte der Körpersprache bei Pferde in Bezug auf Unterlegenheits- und Überlegenheitsbebärden gut beschrieben ... wer mag, einfach mal reinlesen, um bestimmte Verhaltensweisen besser zu verstehen.


Der nächste Link ist nicht so interessant ... geht um die Dülmener, wo ja jedes Jahr alle Junghengste aus der Herde raus gefangen und versteigert werden. Es wird erklärt, warum das wichtig ist.


Der nächste Link ist auch einer über die Dülmener.

Auch nichts Besonderes.


Noch ein Link .. wichtig für einen Leithengst ist, dass er seinen Harem bewacht und beschützt .. nicht tritt oder beißt. Über die Leitstute wird da nichts Wichtiges gesagt, das für uns brauchbar wäre.


Der nächste Link ist einer über Wildpferde auf Sardinien. Es wird da nur gesagt, dass sie in kleinen Familienverbänden mit ausgeprägter Rangordnung leben.


Was ist was für Kinder -- kurz und bündig, wie für Kinder wichtig.

Die Leitstute ist das eigentliche Leittier und bestimmt den gesamten Tagesablauf der Herde. Der Leithengst ist dafür da, die Herde zu bewachen und zu beschützen.


Und beim nächsten Link nochmal das Ganze in Grün plus etwas Erkärung über die Körpersprache der Pferde.

Also das Leittier ist die Stute, der Leithengst verteidigt die Herde .. und ranghohe Tiere dürfen rangniederen drohen.
...

Ich will jetzt aber nochmal schauen, ob der Leithengst der Leitstute drohen darf.

Der nächste Link ist sehr gut, jemand, die sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt hat, und zwar nicht nur in Bezug auf Wildpferde, sondern auch die Probleme der Hauspferdehaltung, die es geben kann.

Über eine gute Leitstute sagt sie, die ist besonders besonnen und immer in Sorge um ihre Herde, passt auf, ist da, ist nicht sehr aggressiv, es sei denn, sie verteidigt ihre Fohlen gegenüber dem Leithengst.

Das finde ich wichtig. Die Leitstute muss also in der Lage sein, den Leithengst in die Schranken zu weisen, ihm überlegen sein, denn sonst könnte sie die Fohlen nicht verteidigen.

Über den Leithengst möchte ich mal ein Stück aus diesem Text zitieren:

"Selbstverständlich muss auch der Leithengst über innere Qualitäten, wie Selbstsicherheit, Mut, Durchsetzungsvermögen, Entschlossenheit, Weisheit, Beständigkeit und Besonnenheit verfügen, ansonsten würde er von den Stuten der Herde nicht als Leithengst anerkannt. Bei meinen Beobachtungen stellte ich fest, dass der Leithengst oft etwas abseits der Herde steht und von außen die Familie bewacht. Keinesfalls darf man sich unter einem Leithengst einen bösartigen Schläger vorstellen - der Leithengst ist mit Sicherheit eine imposante Erscheinung und auch sofort als solcher zu erkennen, jedoch hält er sich hauptsächlich im Hintergrund und bewacht in ruhiger, aufmerksamer Position seine Herde. Seine Aufgabe ist es, die Herde zusammen zu halten, damit kein Mitglied der Herde verloren geht. Wird die Herde ernsthaft angegriffen, so ist der Leithengst bereit, die Herde mit aller Kraft und Stärke zu verteidigen – hier kann man sehen, was für mutige Kämpfer Pferde sind, wenn es gilt sich selbst und Artgenossen zu verteidigen. Niemals jedoch würde ein Hengst grundlos angreifen."


Noch ein netter Link, wo ich auch ein Stück draus zitieren möchte.

" Die Rangordnung gibt dem Pferd Sicherheit in der Herde. Es weiss, wo sein Platz ist und wie es sich welchem Pferd gegenüber zu verhalten hat. An oberster Stelle in der Rangfolge stehen der Leithengst und die Leitsute. Die Leitstute trägt die Verantwortung für die Herde. Sie ist die, die die Herde anführt bei der Flucht. Meist ist es eine schon etwas ältere Stute mit Erfahrung, die selbstsicher, besonnen und vertrauenswürdig ist.
Der Leithengst beschützt die Herde und hält sie zusammen. Bei der Flucht läuft er hinten, um Nachzügler anzutreiben. Er verteidigt die Herde gegen Angreifer und ist der Einzige, der die Stuten der Herde decken darf. Er ist mutig, kräftig, überlegen und selbstsicher. Trotzdem hat er es nicht immer leicht in der Herde und muss sich der Leitstute unterordnen."

 Noch was wichtiges: Unsere Prima ist genauso wie Chiwa nicht von Natur aus Leitstute, denn ihre Mütter waren es beide nicht. Unsere Nixe war die Tochter einer Leitstute. Prima kommt aus der gleichen Herde, wo es ihre Mutter nicht war.

Sie ist jetzt Leitstute, weil es ja nur sie und Chiwa gibt ... sie ist recht unsicher und tut sich auch nicht einfach damit, gibt aber ihr Bestes, was wir oft beobachten .. und sie wird gerade zum 2. Mal damit konfrontiert, dass ein Wallach in der Herde ist, der nicht sozialisiert ist und die Stuten nicht verteidigt, sondern nicht selten angreift .. als nun ja Leitstute bleibt ihr gar nichts anderes übrig, als ihrerseits ihn daran zu hindern .. Prima hatte schon mehrere Fohlen und weiß genau, kein Männchen darf den Weibchen zu nahe treten, denn die müssen ihre Fohlen verteidigen dürfen.

Also hier dazu mal noch ein Zitat aus dem nächsten Link:

"
  • Hengste müssen sich ihren Platz in der Rangordnung erkämpfen. Deshalb sind sie oft leicht zu provozieren und lassen sich nicht alles gefallen. Man muss sie gerecht und konsequent behandeln. Bei einem Kampf unter Hengsten oder Wallachen versuchen sich die Gegner oft gegenseitig in die Brust oder die Vorderfusswurzelgelenke zu beissen.
  • Stuten erben den Rang ihrer Mutter. Deshalb können sich manche Stuten absolut nicht ausstehen, weil sie den gleichen Rang haben und sich nicht einigen können, wer sich jetzt unterordnen muss."
 Schon aus folgendem Grund darf der Leithengst oder führende Wallach die Leitstute nicht angreifen:

"Die Grundregel in der Herde lautet: Das rangniedere Pferd weicht dem ranghöheren aus. Diese Regel ist sehr wichtig im Umgang mit Pferden, denn der Rangniedrigere gehorcht dem Ranghöheren und nicht umgekehrt."

 So ... nun nochmal richtig viel zu lesen für jeden, der mag.

Ne Doktorarbeit über Dinge, die Pferde stressen können und die Konsequenzen, die daraus entstehen.

Schaun wir mal, ob da noch brauchbare Infos für uns dabei sind.

Es geht um die Haltungsbedinungen und welche gesundheitlichen Schäden entstehen, wenn die so sind, dass sie Pferde stressen.

Zu wenig Platz und zu viele Pferde z. B. wird hier gesagt, das kann sehr stressig für die Tiere werden.

Ich lesen mal weiter.

Also Boxenhaltung mit täglich mehrstündigem Auslauf wird hier als tiergerecht und in Ordnung dargestellt.

Unsere Pferde leben aktuell im Winter in Boxen und können tagsüber im Auslauf laufen und kommen außerdem immer täglich eine Stunde auf die Weide (nicht mehr wegen der Hufrehe, was bei unseren Pferden ja eine Besonderheit ist).

Der Einzelauslauf an der Box mit Sozialkontakt am Zaun zu anderen Pferden geht so, sagt diese Studie, ist aber nicht optimal, denn Pferde sollten auch täglich mit anderen auf eine Weide dürfen, sonst fehlt was.

Laufstall kann gut sein, ist es aber oft nicht,wenn zu wenig Platz da ist und wenn zu wenig Futter für alle da ist und deswegen Streit entsteht.

Gruppenauslaufhaltung ist gut, wird da geschrieben, da die Tiere genug Bewegung und Sozialkontakt haben. 

Wichtig bei der Gruppenhaltung ist aber genug Futter .... ad libidum .. genug Platz .. die Türen müssen so groß sein, dass die Tiere problemlos aneinander vorbei rein und raus können .. der Liegebereich (beim Offenstall) muss groß genug sein.

Super ist (nicht bei Hufrehe, leider, Chiwa leidet ja darunter und das geht nicht) ganzjänrige Weidehaltung mit einem guten Unterstand als Schutzplatz.

Sozialverhalten .. wieder auch hier, die Leistute führt, der Leithengst verteidigt.

Dann lese ich da was von Verhaltensstörungen und da, dass es auch aufgrund von Fehlprägung bei Pferden zu einem gestörten Sexualverhalten kommen kann.

In dieser Studie geht es darum, dass Stress das Immunsystem schwächt .. okay, das wissen wir auch über unsere jahrzehntelange Suche nach den Gründen für Hufrehe,wo ja auch das Immunsystem nicht mehr richtig arbeitet.

Sie erzählt dann was über die Hormonsituation bei Stress wie die erhöhte Ausschüttung von ACTH .. kennen wir von Hufrehe, die auch durch Stress kommen kann, wenn der zu viel wird .. und viel ACTH ist meistens der Grund für den Ausbruch von Hufrehe, auch wenn das mit dem ACTH auch anders kommen kann als durch Stress.

Das aber nur am Rande ...ich würde gern noch mehr übers Sozialverhalten und schlechte Sozialisation finden .. falls es da drin stehen sollte.

Gemessen wurden da die hormonellen Unterschiede bei unterschiedlichen Haltungsmethoden .. also wie sich die Haltung auf den Stress auswirkt.

Es wurde dabei auch beobachtet, ob die Pferde ranghoch oder rangnieder waren.

Ranghohe Pferde schütten mehr Stress-Hormone aus als rangniedere.

Das Ergebnis überrascht nicht ... die Gruppenhaltung verursachte umso besser sie war umso weniger Stress, die Einzelhaltung in der Box ohne genug Bewegung am meisten Stress .. aber auch die Zweierhaltung .. zwei Boxen .. ein Auslauf .. aber kleine Boxentüren, wo ein Pferd in eine Sackgasse geraten konnte .. verursachte fast genauso viel Stress wie die Boxenhaltung.

Ist mir klar .... wenn Offenstall dann Offenstall .. eine offene Boxentür und auch zwei offene Boxentüren sind eine Falle, wo ein Pferd nicht raus kommt und das Ranghöhere ihm sehr zusetzen kann .. ein Pferd muss ausweichen und flüchten können.

Hat jetzt zwar nichts damit zu tun, was ich suchte, nämlich warum ein Wallach eine die Leitstute angreift .. also nicht sozialisiert sein kann .. aber damit, was ich immer wieder in unserer Nachbarbox erlebe, dass Leute glauben, man kann eine Box als Offenstall nutzen, wenn der Auslauf dahinter schön groß ist ... nein das ist eben nicht das gleiche, denn ein anständiger Offenstall hat breite Tore und Fluchtmöglichkeiten .. nur dann fühlen sich die Tiere darin wohl.

...

Einen Link habe ich jetzt noch, und zwar über mangelnde Sozialsation

Die Sozialisation muss im Fohlenalter erfolgen, sowohl gegenüber Menschen als auch anderen Pferden. Passiert das nicht, können solche Pferde später ungewöhnlich aggressiv werden.


LG Renate


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen